Überblick
Titel: „Geistergeschichten aus Japan“
Autor: Lafcadio Hearn
Illustrator: Benjamin Lacombe
Verlag: Verlagshaus Jacoby Stuart
Jahr: 2020
Seitenzahl: 192 Seiten
Triggerwarnung: …es sind halt Geistergeschichten!
Bewertung: 5 / 5
Zum Buch
Ich freue mich sehr, euch das Buch für die heutige Rezension vorzustellen, denn das habe ich mir sehr gewünscht und zu meinem Geburtstag im letzten Monat den Wunsch dann erfüllt. „Geistergeschichten aus Japan“ von Lafcadio Hearn habe ich in ähnlicher Form bereits für eine Hausarbeit über Haruki Murakami im letzten Semester in den Händen gehalten. Da war es noch schwer zu bekommen und ich musste es per Online-Fernleihe aus einer Bibliothek aus Schleswig-Holstein beschaffen. Und dann war es auch nur in Englisch und ein kleines, unscheinbares Taschenbuch in Grün. Das lässt sich mit der Ausgabe, die Benjamin Lacombe hier geschaffen hat, nicht vergleichen. Und das Buch passt wohl am besten zum Oktober!
Lafcadio Hearn hat ein faszinierendes Leben geführt. Geboren wurde er 1850 in Griechenland und hat in England und Amerika gelebt, bevor es ihn für den Rest seines Lebens nach Japan verschlug. Zwar hatte er für andere Sprachen bereits als Übersetzer gearbeitet, fand aber erst in Japan seine wahre Bestimmung und seinen Platz im Leben. Er heiratete eine Japanerin, hatte mit ihr vier Kinder und nahm letztendlich sogar die japanische Staatsbürgerschaft und den buddhistischen Glauben an, bevor er 1904 verstarb. Vor der Recherche für meine Hausarbeit habe ich noch nie etwas von ihm gehört, was ich sehr schade finde. Denn er hat die Aspekte Japans, die in dieser Zeit in den westlichen Ländern bekannt waren, entscheidend geprägt. Man kann ihn also als Kulturvermittler und Botschafter bezeichnen. Er hat nicht nur Texte über die japanischen Geister und Legenden verfasst, sondern auch die japanische Kultur darin behandelt und dem Westen nähergebracht.
Hier ist die Inhaltsangabe und ein kleiner, visueller Eindruck dieses schönen Bandes:
Benjamin Lacombe ist schon seit langer Zeit ein großer Fan der Kultur Japans, in der modernste Technik mit der Vorstellung einer von Geistern belebten Natur einhergeht. So war es unausweichlich, dass er irgendwann auf die berühmte Sammlung japanischer Gespenstergeschichten von Lafcadio Hearn stieß.
Besonders dürfte ihn die Geschichte fasziniert haben, in der ein Junge aus dem Tempel gewiesen wird, in dem er zum Priester ausgebildet werden soll, weil er fortwährend zeichnet. In seiner letzten Nacht im Tempel, bevor ihn der Priester mit dem Rat nach Hause schickt, doch besser Künstler zu werden, hört der Junge den Lärm eines schrecklichen Gemetzels. Als er sich schließlich aus seinem Versteck wagt, sieht er einen riesigen Rattendämon in seinem Blut liegen. Die vielen Katzen, die er während der Lehrstunden gezeichnet hatte, haben dem Dämon den Garaus gemacht.
Seine Zeichenkunst hat dem Jungen Macht über Dämonen gegeben!
Quelle: https://www.jacobystuart.de/buecher-von-jacoby-stuart/neuerscheinungen/geistergeschichten-aus-japan/
Es war auch schon länger ein kleiner Traum von mir, ein Buch von Benjamin Lacombe in meinem Bücherregal stehen zu sehen. Ich war mir nur nie sicher, welches von den vielen Werken, die er illustriert hat, es sein sollte. Auch die Ausgaben zu Poe’s Geschichten sind atmosphärische Hingucker… Aber als ich erfahren habe, dass er ein paar Geschichten von Lafcadio Hearn illustriert hat, stand meine Entscheidung fest. Das musste es sein! Und ich wurde glücklicherweise nicht enttäuscht. Denn diese Ausgabe ist ein absolutes Schmuckstück.
Versehen mit Leinen und schimmernden Aufdrucken macht allein die Zeichnung auf dem Einband schon einiges her. Aber auch innen kann das Buch punkten. Am Anfang und am Ende ist jeweils eine Seite aus Pergamentpapier eingefügt, worauf sich jeweils eine Illustration befindet und eine herrlich undurchsichtige, milchige Atmosphäre schafft. Die Illustrationen selbst sind atemberaubend (die großen, welche über beide Seiten gehen und teilweise farblich am stärksten hervortreten, habe ich leider gar nicht komplett fotografieren können). Und wenn man ein kleiner Japan-Fan ist, stellt man fest, dass sich Lacombe nicht nur von zeitgenössischen japanischen Zeichnungen, z. B. Manga, hat inspirieren lassen. Auch die Kunst alter Holzschnitte und Tuschezeichnungen sickert in einigen Bildern durch die bunte Farbe hindurch. Diese moderne Abwandlung und Fusion hat mir gut gefallen.
Auch die Geschichten, die für diesen Sammelband ausgewählt worden sind, waren gute Entscheidungen. Besonders habe ich mich gefreut, eine Geschichte mit Illustrationen zu sehen, welche ich für meine Hausarbeit benutzt habe. Mujina, die Geschichte eines Geists, welcher die Gestalt einer jungen Frau annimmt – jedoch ohne Gesicht. Die Geschichten sind eine gute Mischung aus typischen Gruselgeschichten, ein bisschen blutigem Horror und psychischem Horror. So ist sozusagen für jeden etwas dabei und die Illustrationen passen sehr gut zu jeder einzelnen Handlung. Auch relativ bekannte Wesen aus der japanischen Kultur sind in Hearns Sammlung zu finden, z. B. die Schneefrau Yuki-Onna.
Ikiryō Yuki-Onna Mujina
Das Buch ist wirklich wunderschön geworden und auch die Idee, am Ende noch ein paar Spiele mit Yōkai, übernatürliche Wesen der japanischen Folklore, einzufügen, ist nicht schlecht. Auch diese Spielbretter auf den Buchseiten hat Benjamin Lacombe gestaltet. Aber ich werde es wohl nie übers Herz bringen, den Buchrücken so zu brechen, dass die Seiten flach auf dem Tisch liegen… Nichtsdestotrotz gebe ich 5 von 5 Sternen und werde den Rest des Monats immer wieder bei Kerzenschein durch die Geistergeschichten schmökern. Hier kann ich euch nur einen kleinen Überblick geben, wie schön das Buch wirklich ist. Falls ihr demnächst in der Buchhandlung eures Vertrauens seid, blättert gern mal selbst durch und lasst euch ein bisschen gruseln!
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Liebe Alina,
erst einmal finde ich es super cool, dass du immer so außergewöhnliche Bücher vorstellst! Auch dieses hier wirkt wieder einmal super spannend und der Einband ist wirklich wunderschön! Das scheint mir ein echt gelungenes Gesamtwerk zu sein (auch, wenn die Geistergeschichten für mich bestimmt zu gruselig wären).
Und du hast eine Hausarbeit über Murakami geschrieben? Genial!
Ganz liebe Grüße,
Luna
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Liebe Luna,
ich freue mich, dass dir meine Beträge immer so viel Spaß bereiten! 😊
Und ja, meine Hausarbeit war über „Die Ermordung des Commendatore I“ hinsichtlich Porträts, das Schreiben hat wirklich sehr viel Spaß gemacht!
Wie immer vielen Dank für deinen lieben Kommentar und noch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Alina
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Das klingt nach einem Buch, dass ich unbedingt haben muss. 😇 Ich liebe Lacombe, Japan und alles was gruselig ist.
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Ja, ich kann es dir definitiv uneingeschränkt empfehlen! Es ist ein bisschen auf der teuren Seite, aber bald ist ja Weihnachten, da kann man sich das auch gut wünschen, hehe. 😁
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