Titel: „Die rätselhaften Honjin-Morde“
Autor*in: Seishi Yokomizo
Übersetzer*in: Ursula Gräfe
Verlag: Blumenbar
Jahr: 2022
Seitenzahl: 206 Seiten
Content Notes: Mord, Blut, Misogynie, (Ableismus), OCD
Bewertung: 4,5 / 5
Zum Buch
Auf die Übersetzung dieses japanischen Kriminalromans war ich sehr gespannt. Seishi Yokomizos Bücher sind in seinem Land absolute Klassiker und mit „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist der erste Band seiner Reihe um den Kommissar Kosuke Kindaichi endlich auch auf Deutsch verfügbar. An dieser Stelle herzlichen Dank an Vorablesen für den Roman!
Inhaltsangabe:
Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in heller Aufruhr: schon bald wird die renommierte Ichiyanagi-Famile ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest mischt sich ein besorgniserregendes Gerücht: ein maskierter Mann streift durch das Städtchen und fragt die Leute zu den Ichiyanagis aus. In der Hochzeitsnacht dann erwacht die Familie durch einen furchtbaren Schrei, auf den eine unheimliche Melodie folgt. Ja, der Tod ist nach Okamura gekommen und hat keine weitere Spur als ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im reinen Schnee im Hof des Hauses steckt. Der Mord am frisch vermählten Paar gibt Rätsel auf, war doch das Schlafzimmer von innen verschlossen. Doch der private Ermittler Kosuke Kindaichi will den Fall unbedingt lösen.
Seishi Yokomizo: „Die rätselhaften Honjin-Morde“
Lasst mich kurz noch anmerken, wie cool ich die Gestaltung des Covers mit dem Katana und der Kalligraphie finde, bevor ich zum Inhalt übergehe! Yokomizo verpackt alles in eine Rahmenhandlung mit einem namenlosen Ich-Erzähler, bevor er uns in die geheimnisvollen Mode einweiht – ganz recht, es sind mehrere, das sollte man sich gleich merken. Ohnehin gilt es, das Buch aufmerksam zu lesen, denn der Fall ist ein sog. „Locked-Room-Murder“, der Raum war von innen verschlossen, als die Toten gefunden wurden. Eine besonders rätselhafte Ausgangssituation, welche die Leser*innen anfangs komplett ratlos zurücklässt.
Kosuke Kindaichi, unser junger Kommissar, ist ein liebenswerter Chaot und tritt nach ca. der Hälfte der Handlung in Erscheinung. Ein Genie, gleichzeitig genial und an Wahnsinn grenzend. Auch das also ein ganz klassisches Element für Kriminalromane. Was für mich „Die rätselhaften Honjin-Morde“ aber besonders lesenswert macht, ist die mysteriöse, bisweilen wirklich unheimliche Atmosphäre, welche sich bereits auf den ersten Seiten ausbreitet. Schnee, die Klänge der Koto, das karmesinrote Blut… Was für ein Nervenkitzel und was für eine visuelle Kraft in dieser Szenerie!
Die Geräusche schienen aus dem Nebengebäude zu kommen! Hastig fuhr er in sein Hemd und zog sich einen Morgenmantel über. Er sah auf seine Armbanduhr. 4.15 Uhr.
Dann hörte er die Koto.
Pling pling pling, schrumm – ein rasantes Anschlagen der dreizehn Saiten, gefolgt von einem Aufprall, als wäre der Wandschirm umgestürzt. Dann herrschte wieder Totenstille. Das fröhliche Treiben in der Küche war offenbar beendet.
Voller Entsetzen schob Ginzo die Läden auf. Es hatte aufgehört zu schneien, und am klaren Himmel stand eisig die Sichel des Mondes. Der Garten lag unter einer dicken Schneedecke begraben.
Seishi Yokomizo: „Die rätselhaften Honjin-Morde“, S. 40.
Alles lässt sich flüssig und natürlich lesen – was von Ursula Gräfe kaum anders zu erwarten war, schließlich ist sie DIE Übersetzerin für japanische Literatur ins Deutsche. Der halbe Stern Abzug kommt daher, dass ich mich mit einigen Begründungen für den Mord etwas schwergetan habe (Content Notes dafür beachten), aber ich möchte an dieser Stelle natürlich nicht spoilern… Insgesamt gebe ich den rätselhaften Honjin-Morden 4,5 von 5 Sternen und bin schon sehr neugierig auf weitere Fälle von Kosuke Kindaichi, welcher mir mit seiner schusseligen Art gleich sehr sympathisch war!
[Vorab-Rezensionsexemplar]
Ich glaube, das muss ich mir merken… klingt sehr spannend!
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